(Buch über das Schreiben) Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte? – Annika Kühn

04.11.2014

Wer eine Geschichte mit Gänsehauteffekt, Suchtpotenzial und Wirkung auf Herz oder Lachmuskeln verfassen will, braucht mehr als nur einen Stift und Papier. Er braucht jede Menge Ideen und Handwerkszeug: Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte? gibt jungen Schreibbegeisterten beides mit auf den Weg. Auf unterhaltsame und anschauliche Weise vermittelt das aufwändig gestaltete Handbuch Teenie-Autoren die Grundlagen des Kurzgeschichtenverfassens, nennt die Dos und Don’ts und beantwortet die wichtigsten Fragen: Wo finde ich Inspiration? Wie erwecke ich Figuren zum Leben? Und was muss ich tun, damit die Leser meine Geschichte nicht mehr aus der Hand legen? Einfallsreiche Beispiele, originelle Übungen und witzige Illustrationen helfen beim Verstehen von Erzählperspektiven, Dialogstrukturen und Co. und regen zu fantasievollen Texten an damit die nächste Geschichte eine von den wirklich guten wird.

Zunächst leider übersehen, dass sich das Werk an sehr junge Autoren richtet, wortwörtlich dem Alter nach, hält der 183 Seiten starke Band doch nützliche Hinweise bereit, wenn auch eher gegen Ende.
Der Ratgeber ist sehr einfach aufgebaut und gehalten und fasst zudem die wichtigsten Punkte am Ende eines Kapitel noch einmal zusammen – “5x ganz unbedingt/ 5x bitte nicht”. Erfahrene Autoren huschen recht schnell durch den Text, der für völlig Unkundige einen guten Überblick bietet. Die einzelnen Kapitel sind mit Skizzen und Zeichnungen angereichert und sprechen so das junge Publikum auch damit an.
Die einzelnen “Rezepte” a la “Wie du eine X-Story schreibst” sind tatsächlich wie in einem Kochbuch gehalten: Zutaten, Zubereitung, verfeinern, etc. Leider hat sich Frau Kühn hier jedoch, im Gegensatz zum gesamten Werk, nicht ganz kundig gemacht, vor allem, was Liebesgeschichten und Frauen-/Mädchenromane anbelangt. Als Liebesgeschichte führt sie als “Gelungene Ergebnisse” nicht nur Shakespeares “Romeo und Julia” an, sondern auch Emilie Brontes “Sturmhöhe”. Dass dieses Genre aber unbedingt ein Happy End bedingt und diese beiden Romane eben nicht dazugehören, hätte zumindest ein Lektorat berichtigen können.
Im “Rezept für ein Freundinnenabenteuer” werden dann “Robinson Crusoe” und “Die Abenteuer des Tom Sawyer” genannt; ein Hinweis, dass das zwar Jungs seien, sich dies aber auch auf Mädchen ausweiten ließe, wirkt reichlich unmotiviert. Bei den Vampiren “Dracula” und Anne Rice waren dann schon recht vorhersehbar.
Hier hätte ich mir mehr Recherche gewünscht, denn Beispiele gibt es genug. Und wenn man es macht, dann bitte richtig.
Sehr interessant und nützlich wird es dann im letzten Drittel, wo auch Autoren, die schon im Schreibprozess selbst stehen, viel lernen können.
Ich würde den Schreibratgeber, auch vom Preis her, allen empfehlen, die es schon immer mal versuchen wollten, sich aber bisher nie getraut haben – vielleicht auch, weil sie nie wussten, wie genau man anfängt.

kühn

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